Meskinnenser
Die Logen des Bornlands - (k)eine Geheimgesellschaft?
Korrigendum und Addendum zur Box "Rauhes Land im Hohen Norden"

Allgemeines
Nicht nur in Festum, sondern auch anderswo im Bornland existieren mehr oder weniger geheime Zirkel einer recht friedlichen Art: Die als "Meskinnenser" bezeichneten Kelchbruder- bzw. -schwesternschaften, die sich vornehmlich aus der besitzenden Bevölkerung und dem elitären Kreis der Bronnjaren und anderer vermögender Edler rekrutieren. Die in "Logen" mit etwa 10 bis 30 Mitgliedern organisierten Meskinnenser pflegen eine intensive Verehrung für die Schöne Göttin, weshalb ihre Zusammentreffen die ohnehin als ausschweifend bekannten Gelage der Bornischen noch weit in den Schatten stellen - und sei es aufgrund der exklusiven und kostspieligen Gaumenfreuden, die man sich in den Logen gönnt.

Zusammentreffen
Während normaler Zusammentreffen bleiben die Kelchbruderschaften und Kelchschwesternschaften jeweils unter sich und ehren die Schöne Göttin RAHja, indem sie sich während kurzweiliger Unterhaltung, unterbrochen durch witzreiche Vorträge einzelner Redner und Sänger, kulinarischen Genüssen und harmloseren Rauschkräutern hingeben. (Übrigens entstammen viele der inspirierteren Dichtwerke bornischer Künstler wie die des auf diesen Seiten an einigen Stellen zitierten berühmten Poeten mit dem Beinamen "Festumer Rahjasohn" eben jenen Logentreffen.) Ganz ausdrücklich muß daher den gerne verbreiteten Gerüchten widersprochen werden, die Meskinnenserlogen seien für ihre Mitglieder lediglich ein Deckmäntelchen für Ausschweifungen!

Während des Freudenfestes vom ersten bis zum siebten Rahja hingegen, richten jeweils eine Bruderschaft und eine Schwesternschaft ein gemeinsames Fest aus, während dessen auch die ekstatischere Verehrung der Schönen Göttin durch Tanz und Liebesspiel gepflegt wird. Zu diesem Zweck halten jeweils eine Männerloge und ein Frauenzirkel ein Jahr lang einen freundschaftlichen Kontakt, dessen Höhepunkt in der gemeinsamen Feier zu sehen ist, bevor im nächsten Jahr - nach Austausch eines Erinnerungszeichens - eine neue Verbindung aufgebaut wird. Um eine gewisse Gleichstellung aller Teilnehmer an der "Freudenloge" zu gewährleisten, tragen alle Anwesenden eine phantasievolle Gesichtsmaske.
Hierbei ist zu ergänzen, daß es während des entsprechenden Götterlaufes auch bisweilen aus anderen Gründen zu gemeinschaftlichen Veranstaltungen kommen kann - etwa anläßlich des Besuches hoher Würdenträger oder aufgrund feiernswürdig erscheinender, besonderer Tage.
Ebenso sollte nicht verschwiegen werden, daß die Freudenlogen nicht etwa nur jenen vorbehalten sind, welche ein gesteigertes Interesse an ausschweifenden Festivitäten bis hin zu Orgien haben: Das eigentliche Festtreffen unterscheidet sich - vom Tragen der Masken einmal abgesehen - zunächst nicht von anderen Zusammenkünften. Erst im späteren Verlauf können jene Teilnehmer, welche in besonderer Weise der Schönen Göttin zu huldigen gedenken, sich zum "Großen Fest" separat versammeln - und es gilt keineswegs als anstößig, sich vor Beginn jenes Veranstaltungsteils zurückzuziehen. Wer aber teilzunehmen wünscht, der läßt bis auf die besagte Gesichtsmaske alle Bekleidung beim Betreten des "Heiligtums" zurück.

Organisation
Untereinander sprechen sich die Mitglieder der Meskinnenserlogen niemals mit ihren wirklichen Namen und weltlichen Titeln an, sondern mit "Frater" (Bruder) beziehungsweise "Soror" (Schwester) und einem frei gewählten Phantasienamen. Gegebenenfalls wird - sofern es sich um einen Officianten handelt - noch der Logentitel hinzugefügt.
Geradezu konträr zur lockeren Art bornischen Lebens, das wenig straffe Organisation zu kennen scheint, sind die Meskinnenserlogen erstaunlich gut strukturiert: jede Loge besitzt einen Patron bzw. eine Patricia und weitere Officianten, die mit unterschiedlichen Aufgaben betraut sind. Darüberhinaus sind die Logen zu drei übergeordneten Gruppen zusammengefaßt, der Großloge Sewerien, der Großloge Mark und der Großloge Festenland. Von den drei Sprechern - "Strahlende Schönheiten" (Amoenitati radiosi) genannt - dieser regionalen Gruppierungen übernimmt stets einer für zwölf Götterläufe die offizielle Oberhoheit über alle Meskinnenser. Gerüchten zufolge handelt es sich bei dem derzeitigen "Höchstleuchtenden Erwählten der Schönen Göttin" (Electvs circvmlvcens Deae Pvlchrae) um einen mächtigen Bronnjaren des westlichen Seweriens, doch gehen Spekulationen über seine Identität weit auseinander; fest steht nur, daß er unter dem Namen 'Frater Splendidvs' auftritt.

Besondere Officianten
Zum Einen, um für die Festlichkeiten besonders schmackhafte Weine und Brände zuzubereiten, zum Anderen, um gegen eventuelle Nachwehen einer Feier das passende Mittelchen bereit zu halten, nehmen die Alchimisten der Logen eine besondere Stellung ein. Zwar sind die meisten von ihnen eher Hobby-Winzer oder mittelmäßige Schnapsbrenner, doch verbergen sich unter dieser Tarnung bisweilen einige anerkannte Größen der alchymischen Forschung.

Über die Grenzen des Bornlands hinaus bekannt ist zum Beispiel der mysteriöse Arch-Alchymicus Magnus der Großloge Sewerien, ein gewisser 'Frater Amorius', amtierender Patron der Norburger Meskinnenserloge, dessen Studien allerdings bisweilen eher wie Werke für das Moghulat Oron anmuten (wo man seine Schriften durchaus gerne in die Finger bekommen würde), sind doch manche seiner Zubereitungen dazu angetan, sich willenlose Opfer für rahjatische (oder eher weniger der Göttin willkommene) Zwecke zu verschaffen.

Hier eine kurze Übersicht wichtiger Ämter:

Logen der Meskinnenser
Nur wenige Meskinnenserlogen sind namentlich bekannt; ihre Mitglieder rekrutieren die Gruppen durch direktes Ansprechen potentieller Kandidaten, und keiner ihrer Angehörigen darf etwas über die inneren Angelegenheiten gegenüber Nicht-Eingeweihten preisgeben. Dies dürfte der Hauptgrund dafür sein, daß man den Kelchbruderschaften und Kelchschwesternschaften unterstellt, sie seien eine Geheimorganisation. In Wahrheit sollte man sie besser als eine "verschwiegene" Gesellschaft bezeichnen, denn wer ernsthaft den Kontakt sucht, dürfte mit genügend Beharrlichkeit durchaus zum Erfolg kommen.
Aufgrund diverser Umstände sind jedoch einige Logennamen dennoch in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Allerdings ist diese Kenntnis meist nur regional verbreitet.

Großloge Sewerien
Nur wenige zu diesem Distrikt gehörende Logen sind bekannt; es kann jedoch davon ausgegangen werden, daß die Großloge Sewerien als mitgliedsstärkster der drei Verbände mindestens fünfundzwanzig, wenn nicht sogar deutlich mehr Logen von jeweils stattlicher Mitgliederzahl umfaßt. Insgesamt schätzt man die Zahl der Mitglieder auf rund 1.500!

• Fraternitas Meskinnensiae Norburgiae
  (ca. 80 Brüder)
  Zusammenkünfte einmal pro Mond an Vollmada
  Treffpunkt angeblich Wirtshaus des Albin Hollerow in Norburg

• Sororitas Meskinnensiae Filiae Tenerae
  (ca. 60 Schwestern)
  Zusammenkünfte möglicherweise alle zwei Wochen oder gar wöchentlich
  Treffpunkt in einem privaten Stadthaus zu Norburg

• Sororitas Meskinnensiae Ilmensteinensis
  (ca. 50 Schwestern)
  Zusammenkünfte vermutlich an Neumada und Vollmada
  Treffpunkt ist nicht öffentlich bekannt

Großloge Mark
Von der kleinsten der drei Großlogen wird angenommen, daß sie zwölf bis fünfzehn kleine Logen mit insgesamt gerade einmal 250 Mitgliedern umfaßt. Namentlich sind bislang keine ihrer Bruder- und -schwesternschaften bekannt.

Großloge Festenland
Die meisten der Logen dieses Verbandes tummeln sich in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt, wobei es sich um insgesamt an die zwanzig einzelne Gruppen handeln dürfte, deren Gesamtmitgliederzahl sich knapp über der Tausendergrenze bewegt. Bekannt ist bisher nur eine einzige - dafür jedoch besonders bedeutsame - Gemeinschaft:

• Fraternitas Meskinnensiae "Via lata" zu Festum
  (ca. 130 Brüder)
  Zusammenkünfte wöchentlich
  Treffpunkt wahrscheinlich im Hafenviertel

Bornferne
Auch außerhalb des Bornlandes existieren Gruppierungen der Meskinnenser, sei es als Zusammenschluß bornischer Brüder und Schwestern, welche fern der Heimat residieren, sei es als Gemeinschaften besonders gläubiger Anhänger der RAHja, die ihren Vorbildern im Land zwischen Walsach und Born nachzueifern versuchen.
Eine Vorreiterstellung nehmen hier sicherlich einige liebfeldische Studentenbünde ein, welche sich - teils über Hörensagen, teils durch mehr oder weniger fundiertes Halbwissen Älterer und Ehemaliger - einen gewissen Grundstock an Thesen zu den möglichen oder wirklichen Intentionen der "echten" Meskinnenser verschafft haben. Derlei Gruppen bewegen sich allerdings auf äußerst glattem Eis, und ihre Vorstellungen reichen von der Überzeugung man sei ein guter Meskinnenser, wenn man Unmengen Alkoholika in Kurzzeit konsumieren könne bis hin zu Verschwörungstheorien, denenzufolge in Wahrheit nur die Höchsten der Hohen im Meskinnenserbund (oder gar eines geheimen Zirkels innerhalb der übrigen Gläubigen) alleinseligmachende Weisheit besitzen und auf mysteriöse Weise gar die Geschicke aller Reiche Deres lenken würden.
Aber auch ernsthafte und den bornischen Großlogen eng verbundene Geschwisternschaften sind außerhalb des Bornlandes anzutreffen - bekannt sind von jenen allerdings nur wenige. Zu ihnen gehören zwei Gruppen, deren Mitglieder fast sämtlich darauf bedacht sind, keinesfalls namentlich bekannt zu werden - würde dies in einem eher traviagläubigen Land wie dem Fürstentum Darpatien doch möglicherweise gesellschaftlichen Mißkredit mit sich bringen können:

• Fraternitas Meskinnensiae "Ars amatoria" zu Rommilys
  (ursprünglich etwa 30 Brüder, nach den Kriegswirren nur noch ein versprengtes Häuflein von ca. 10 Brüdern)
  Zusammenkünfte einmal monatlich
  Treffpunkt wird im Stadtbezirk Aranierberg vermutet

• Sororitas Meskinnensiae Darpatiae "Rosa eglanteria"
  (ursprünglich etwa 20 Schwestern, nach den Kriegswirren nur noch knapp ein Dutzend, welche weiterhin "treu zur Fahne halten")
  Zusammenkünfte nur nach Absprache
  Treffpunkte wechselnd bei einzelnen Schwestern oder bei anderen Logen