Geschichten aus dem Asker Land

Freiherr Bornwolf und die ehestiftenden Sumpfrantzen
Um das Jahr 62 vor Hal – aus heutiger Sicht gerechnet – herrschte über die kleinen Ländereien von Ask zu Norburg ein Freiherr namens Bornwolf. Fünf Jahre nach dem Tode seines Vaters, des Freiherrn Ernbrecht von Ask zu Norburg, war der um die dreißig Sommer zählende sewerische Herr noch immer nicht vermählt, dabei hatte der alte Edelmann sich so gewünscht, seinen Sohn als Familienvater erleben zu können. Es war aber so Sitte, daß ein sewerischer Herr nur eine Frau gleicher Herkunft freien sollte. Niemand würde leugnen wollen, daß es auch andere Verbindungen – vielleicht sogar glücklicher – gegeben habe, doch üblicherweise blieben die Abkömmlinge nicht standesgemäßer Liebesgeschichten eher unerkannt. Bastarde anzuerkennen – vielleicht gar von bornländischen Frauen geboren, die ja als Leibeigene zu betrachten sind – wäre einem Edelmann nicht im Traum eingefallen. Ja, die Zeiten waren anders – nicht so wie heute, wo gewisse dem eigenen Geschlecht wohlgesonnene Gräfinnen sich edle Damen aus höchsten Kreisen mit Meskines gefügig machen oder ihren Gespielinnen gar ganze Baronien übereignen!
In jenen etwas besseren Tagen also war Herr Bornwolf von Ask zu Norburg auf der Suche nach einer geeigneten Gattin, welche er sich zart und feingliedrig, schlank und biegsam vorstellte, am Besten mit Haaren, welche bis zu ihrem Gürtel fielen. Anschmiegsam sollte sie sein, zärtlich und treu – aber natürlich ebenso willig ihm alles zu geben, wie die Mägde im Dorfe. Dabei wußte er selbst nicht so recht, wo er eine solche Traumfrau hätte finden können. Nicht zu vergessen, daß sie nicht dumm sein durfte – allerdings auch nicht zu gebildet, denn das verdirbt bekanntlich den Charakter einer jeden Frau.
Nun war in der Umgebung von Ask – die Herr Bornwolf in seinem Leben noch nicht allzu oft verlassen hatte – die Auswahl an adligen Damen im geeigneten Alter recht dürftig; von den wenigen die zur Verfügung gestanden hätten, erfüllte – wie man sich denken kann – keine einzige alle Anforderungen an jenes Bild, das der junge Freiherr sich von seiner Auserwählten gemacht hatte; so machte sich Bornwolf auf nach Norburg, um seinen gräflichen Landesherrn um Rat zu bitten. Mit jenen Grafen verband die Askschen seit vielen Generationen eine gute Freundschaft, und auch Bornwolf hielt diese Beziehung hoch.
Freundlich wurde er durch den Grafen von Norburg empfangen, der sich bei einem guten Becher Kwassetz die Sorgen seines Freundes anzuhören bereit war. Danach berieten die zwei gemeinsam darüber, was zu tun sei. Es stellte sich heraus, daß des Grafen Schwester, Ihre Hochwohlgeboren Ardiella von Norburg, mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatte. Nur präsentierte sich für sie die Lage eher umgekehrt: Ihren zukünftigen Gemahl hatte sie genau vor Augen. Groß mußte er sein, von sehniger Gestalt und doch kräftig; ein Mann, in dessen Armen sie sich geborgen fühlen konnte. Ein Krieger am Besten (dabei aber nicht mit häßlichen Narben verunziert), der Stärkste unter seinesgleichen – natürlich sanftmütig ihr gegenüber, rücksichtsvoll liebend und stets bereit sein Kriegshandwerk liegen zu lassen, falls sie seiner Nähe bedürfte. Selbstverständlich mußte er sie umwerben können – vielleicht eine Ballade für sie singen? Da Krieger meist nicht zum Singen und Klampfenzupfen geboren sind, würde sie sich wohl auch mit einem Gedicht zufrieden geben – das aber sollte im Rahmen des Möglichen liegen!
Nun kannten sich Ardiella und Bornwolf schon seit frühester Jugend. Was also lag näher, als jener Vorschlag, den der Graf schließlich unterbreitete – daß sie beide gemeinsam das Bornland bereisen sollten; Bornwolf, um Brautschau zu halten, Ardiella, um einen Gemahl auszuwählen. Gesagt, getan – wenige Tage später rollte eine gräfliche Kaleschka durch die sommerliche Landschaft des Nordens, die zwei hoffnungsvollen Suchenden wohlbehütet in ihrem Inneren.
Die zwei jungen Menschen verstanden sich auf ihrer Reise bestens. In Erwartung kommenden Liebesglücks verbrachten sie manche frohe Stunde. Ardiella war nicht sehr groß und seit jeher von etwas kräftigerer Gestalt. Ihr kurzes Haar unterstützte das eher knabenhafte Aussehen nur noch mehr. Aus ihren fröhlich blitzenden Augen sprühte nicht nur das Feuer der Jugend, sondern auch die Klugheit dieser sehr belesenen Frau. Regelmäßig gelang es ihr, Bornwolf mit ihrem messerscharfen Witz zur Weißglut zu treiben. Umgekehrt konnte sie fast täglich an seiner ängstlichen Zauderei verzweifeln, wenn es um Entscheidungen ging. Auch Konflikten konnte Bornwolf geradezu in Perfektion aus dem Weg gehen; dies hatte er sich von klein auf angewöhnt – eher schmächtig gebaut und nicht allzu geschickt im Umgang mit den Waffen gab er nicht gerade das Idealbild eines Kriegers ab. Derart kam den beiden nicht ein einziges Mal in den Sinn, den anderen als Lebensgefährten in Betracht zu ziehen.
Viel gäbe es zu erzählen, was die zwei jungen Edlen auf ihren Reisen durch die Heimat erleben durften; doch soll hier eher vom Ende ihrer fröhlichen Fahrten die Rede sein.
Nahezu ein halbes Jahr waren Ardiella und Bornwolf bereits unterwegs, als sie endlich am Ziel ihrer Wünsche angekommen schienen: Aus dem armseligen Sumpfdorf Ratheln zwischen Skorpsky und Vallusa hatte Bornwolf eine junge Edle – Tochter der dort beheimateten Gräfin von Ratheln – mit sich genommen, die in jeder Hinsicht dem Bild seiner Traumfrau entsprach. Lang fiel ihr schwarzes Haar bis über die Hüften, ihr Antlitz war von gar wunderbarer Ebenmäßigkeit, sie war nicht dumm, konnte aber glücklicherweise nicht lesen. Außerdem hielt sie in Gesellschaft den Mund, wie es sich für eine gute Frau gehört. Bereits in der ersten Nacht ihrer Bekanntschaft hatte Iriana von Ratheln sich dem guten Bornwolf geschenkt, der nur zu gut ihre Künste zu schätzen wußte.
Ardiella indes hatte während eines Besuches auf Schloß Drachenzwinge einen vielgerühmten Recken in sich verliebt gemacht, der nur zu gerne bereit war, der Schwester eines Grafen den Hof zu machen. Junker Silberfuchs Drachenstein gehörte zwar nur einer Nebenlinie derer von Drachenzwinge an, erfüllte aber ansonsten alle Bedingungen, die Ardiella ihrem Werber zu stellen gedachte. Nahezu ein Riese und mit großer Körperkraft gesegnet, hatte er – Gerüchten zufolge – schon so manchem Untier alleine den Garaus gemacht, sich unzähligen Feinden und Gesetzlosen im Kampfe gestellt und sicher noch viele weitere Heldentaten vollbracht. Ein idealer Gatte also, dachte sich Ardiella, zumal er in ihren Augen von traumhafter Schönheit war.
So befanden sich auf dem Rückweg nicht mehr zwei sondern vier fröhliche junge Edelleute in der gräflichen Kaleschka. Zwei junge Paare, in deren Gedanken kein Platz mehr für die Gefahren auf den Straßen Aventuriens blieb. So erreichte das Gefährt mit einsetzendem Winter die Kronstraße zwischen Firunen und Torsin. Bis Pervin kamen die vier Brautleute ohne Zwischenfälle voran. Jenseits des Ortes fuhr die Kaleschka in die bewaldeten Hügel bei Ropaddes Hof hinein. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner, was den fröhlichen Reisenden bevorstehen sollte, doch mit hereinbrechender Dämmerung wurde den Vieren schon etwas unbehaglich zumute. Wo blieben die Lichter des Weilers, die vor ihnen hätten auftauchen sollen? Warum nur war der Wald so dicht? In jenem Moment geschah das eigentliche Unglück: Eines der Räder der Kaleschka – denn noch hatte es nicht geschneit und die Kufen waren noch sorgfältig verstaut – traf in voller Fahrt einen argen Wackerstein derart, daß es von dem Aufprall zerbarst. Arg legte sich das Gefährt auf die Seite, um letztendlich umzustürzen und zu zerschellen. Welch ein Glück war es, daß den vier Insassen nichts geschehen war – doch ihr Kutscher, der wackere Mann, war von einem Span tödlich getroffen worden, und so fanden sich die Brautleute unversehens alleine wieder. Da zwei der Zugpferde ebenfalls tödlich verwundet worden waren, stand nur noch eines der Tiere zur Verfügung. Nun war es bereits bitterkalt, so daß eine Nacht im Freien nicht eben das war, wonach den jungen Leuten der Sinn stand. In Erwartung der baldigen Ankunft in Ropaddes Hof machten sie sich daher – ihr meistes Gepäck zurücklassend – zu Fuß auf den Weg. Schon bald jedoch mußten sie einsehen, daß der Kutscher wohl eine Nebenstrecke eingeschlagen hatte, denn selbst nach zwei Stunden war noch keine Spur des Ortes zu entdecken.
Da das Pferd höchstens zwei Personen tragen würde, beschlossen die Vier, daß Ardiella und Bornwolf vorreiten sollten, um nach einer Siedlung oder wenigstens einem Gehöft Ausschau zu halten. Diese Lösung schien allen am besten geeignet, da so niemand allein unterwegs sein würde, andererseits jede der Frauen einen Beschützer an ihrer Seite wußte. Daß die zwei Gefährten zusammen ritten, anstatt eines der beiden Paare, war wohl eher Zufall – man kannte sich schon lange, man war am ehesten mit dieser Gegend vertraut, das Reiter nicht gewohnte Pferd würde zwei ihm gut bekannte Personen besser akzeptieren – wer weiß heute noch zu sagen, welche Beweggründe zu dieser Kombination geführt haben mochten.
Iriana von Ratheln sah ihrem zukünftigen Ehegespons noch lange nach, und Ardiella blickte mehrfach über die Schulter zu Junker Silberfuchs Drachenstein, der winkend zurückblieb. So flogen die beiden auf dem Rücken des Norburger Riesen dahin, hinein in die bitterkalte Winternacht. Es verging eine geraume Zeit, in der die beiden recht bang aneinandergeklammert auf dem Rücken des Pferdes dahinritten, denn natürlich sorgten sie sich um ihre Partner. Schließlich aber erreichten sie einen kleinen Ort namens Bruk, wo sie ihre Vermutung bestätigt fanden, daß der Kutscher einen kleinen Waldweg gewählt hatte, der sie direkt bis nach Torsin gebracht hätte. Nun aber ging es darum, rasch zu handeln. Eilig erhandelten die Zwei von einem aus dem Schlaf gerissenen Bauern ein zweites Pferd, sowie warme Decken. Mit diesen Gütern ritten sie zurück in den Wald, um die Partner abzuholen. Nun ergab es sich jedoch, daß sie die Strecke bis zu dem Ort, da sie Iriana und Silberfuchs zurückgelassen hatten, weitaus überschätzten. Ohne sich daher durch Rufe bemerkbar gemacht zu haben, erreichten sie die Stelle. Durch den weichen Untergrund gedämpft, hatte auch der Hufschlag sie nicht verraten, so daß sie beinahe an den Partnern vorbeigeritten wären, hätten nicht Kleidungsstücke am Wegesrand sie aufmerksam werden lassen.
Von Furcht erfüllt, stiegen die Gefährten von ihren Pferden, um nach dem Verbleib der Zurückgelassenen zu suchen. Da bot sich ihnen ein niederschmetterndes Bild: Eingehüllt in die verbliebenen Stoffe, doch bar angemessener Bekleidung fanden sie die Partner inmitten lüsterner Umklammerung, welche sie selbst angesichts ihrer Entdeckung nur unwillig aufzugeben bereit waren. Gar tief fuhr Bornwolf dieser Betrug ins Herz, und Ardiella weinte bitterlich ob der Schmach. Zur Rede gestellt höhnte der ruchlose Junker gar dem betrogenen Bräutigam und machte ihm mehrfach das Angebot, er solle ihn doch zum Duell fordern, wenn er es wage. Ardiella dagegen wurde von Iriana verspottet, da Herr Silberfuchs wohl doch die begehrenswertere Frau vorgezogen habe. Bornwolfs Zorn war unbeschreiblich, aber sein Verstand blieb klar und sein Wille ungebrochen – so lehnte er ab, für eine Frau sein Leben aufs Spiel zu setzen, die ihn bereitwillig hintergangen habe. Aller Spott konnte ihn nicht bewegen, für Iriana sein Schwert zu erheben. Die freiwillige Hinnahme solcher Angriffe gegen seine Ehre – von Iriana und Silberfuchs als Feigheit ausgelegt – ließ in Ardiella Bewunderung aufsteigen. Welch eine Selbstbeherrschung, welch ein – ja, Mut – mußte dazugehören, in einer Situation wie dieser klaren Kopfes zu bleiben? Dann ergriff Bornwolf die enttäuschte Freundin am Arm und führte sie sanft hinweg. Das Pferd für die zwei Untreuen zurücklassend, ritt er mit Ardiella davon, entschlossen, jeden Gedanken an Iriana für immer aus seinem Herzen zu tilgen.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie urplötzlich einer ganzen Horde der gefürchteten Sumpfrantzen gegenüberstanden, die ob der Kälte ihre Scheu vor den Menschen verloren hatten und als Rudel die Gegend verunsicherten. Die Flucht war ihnen unmöglich, denn schon hatten die abscheulichen Affenwesen sie eingekreist. Im Nu war Bornwolf vom Pferd gesprungen, alle Sorge vergessend. Unbeschreiblich muß er unter den Bestien gewütet haben, die auf der Suche nach Nahrung erbarmungslos gegen die zwei Reisenden vorgingen. Seine Hiebe waren weniger gelungen, denn zahlreich, so daß trotz seiner Ungeübtheit im Kampf so manche Rantze ihr Leben ließ. Ardiella, zwar verängstigt, aber nicht weniger aufmerksam, beobachtete sein verzweifeltes Vorgehen voller Bewunderung. Doch langsam begannen seine Kräfte zu schwinden. Mehr und mehr Tiere kreisten um ihn, während sich andere der gräflichen Dame und ihrem Roß zuwandten.
Schließlich, von unzähligen Wunden gezeichnet, die Arme schwer wie Blei, erhob sich der Herr von Ask zu Norburg noch einmal mit einem schauerlichen Kampfesschrei und ließ die Klinge in die Runde fahren. Dann brach er erschöpft zusammen, die tödlichen Zähne erwartend; nichts geschah. Nach geraumer Zeit, als die Kräfte langsam in seinen ausgelaugten Körper zurückzukehren schienen, blickte sich Bornwolf um: keines der ekelerregenden Wesen war noch am Leben; das Pferd lag in seinem Blute, umringt von ebenso leblosen Rantzen und Ardiella – Ardiella lag zusammengesunken an einen Baumstumpf gelehnt! Von Schreck gepackt stürzte Herr Bornwolf auf die Gefährtin zu; kalt war ihre Haut, kalt ihr Gesicht. Leblos kippte die Schwester des Freundes in seine Arme, als er sie von dem Baumstumpf fortzog. Ihr Kopf fiel hintenüber und ihr sonst so strahlendes, rundes Gesicht war von tödlicher Blässe. Aus den leicht geöffneten Lippen drang kein Lachen mehr, und eine eisige Faust schien nach Bornwolfs Herz zu greifen. Wie schön sie war! Diese Lippen hätten zärtliche Küsse verdient, ebensolche, wie sie hätten spenden können. Das kurze Haar – es war samtweich, wie das Fell einer prachtvollen Katze. Und – war sie nicht insgesamt doch sehr fraulich? Wie sehr er ihr Lachen, ihr Scherzen vermißte! Verzweiflung griff nach Bornwolf – es hatte ihres Todes bedurft, um ihn erkennen zu lassen, daß diese Frau begehrenswert war; er erinnerte sich ihres Entsetzens, als sie die untreuen Partner vorgefunden hatten: sicherlich wäre dieser Frau niemals der Gedanke gekommen, ihrem Gemahl die Hörner aufzusetzen! Tränen verschleierten den Blick des Herrn von Ask, als er den leblosen Körper Ardiellas vom Boden aufhob – sie war doch gar nicht so schwer – und hatte er sich nicht immer eine zierliche Frau gewünscht? Fort lief er, Ardiella auf den Armen tragend, bis die Beine ihn schier nicht mehr tragen wollten. Das Morgengrauen sah ihn mit letzter Kraft Bruk erreichen, wo er völlig kraftlos zusammenbrach. Die ersten Bruker auf den Straßen fanden den Erschöpften und die Grafenschwester beieinanderliegen und schafften die zwei in eine warme Stube – bei eben jenem Bauern, der ihnen in der Nacht zuvor das Pferd verkauft hatte.
Erst am zweiten Tag nach jenem Erlebnis, erlangte Bornwolf das Bewußtsein wieder. Wie durch einen Nebelschleier nahm er die Umgebung wahr; erkannte schemenhafte Umrisse von Möbeln, von Personen; dann das fröhliche Lächeln in einem Gesicht über dem seinen. Das war unmöglich. Das war ein übler Traum, der ihn zu täuschen suchte. Rasch schloß Bornwolf die Augen, öffnete sie erneut – das vertraute Antlitz blieb. Dann wurde die Sicht klarer. Ardiellas fröhliches Lachen verwandelte sich in frenetischen Jubel, angesichts Bornwolfs Genesung. Mein tapferer Lebensretter!" rief sie immer wieder, Mein Held!"
Später erinnerte sich Herr Bornwolf stets an jenen Moment, an dem er ihre Ohnmacht – in die sie angesichts seines vermeintlichen Todes im Anschluß an seine letzte Attacke gefallen war – seinerseits für die Zeichen des Todes gehalten hatte. Wie er – den vermeintlichen Leichnam auf den Armen tragend – durch den Wald gelaufen war, was sie beide wohl vor dem Frosttod gerettet hatte.
Natürlich kehrten sie als Liebespaar nach Norburg zurück – eine so unerwartete Wendung, daß der Graf sich vor Lachen ausschütten wollte – das hätten die zwei schließlich einfacher haben können! Nichtsdestotrotz gab er bereitwillig seine Zustimmung zur Vermählung seiner Schwester mit dem befreundeten Freiherrn. Groß war auch seine Bewunderung, als er von der heldenmütigen Rettung Ardiellas vor den Sumpfrantzen erfuhr, und so bereitete er dem Freund ein besonderes Geschenk: Als sich im Jahre 60 vor Hal Nachwuchs ankündigte, erklärte er das Gut Ask zur freien Grafschaft, die er noch um einige Ländereien aufstockte, als der erste Stammhalter, Bärleif geheißen, das Licht Deres erblickt hatte. So wurde Bornwolf erster Graf von Ask, und die Geschlechter derer von Ask und Norburg waren fester verbunden denn je – eine Freundschaft, die sich bis heute erhalten hat. Doch nie vergaß Graf Bornwolf, wem er die wunderbare Gattin, die er in Ardiella fand, zu verdanken hatte: den verabscheuungswürdigsten Kreaturen, die im Bornland bekannt sind – den Sumpfrantzen, welche bei dieser Heiratsvermittlung freilich ihr Leben hatten lassen müssen!